Was die Yacht-Branche von der “Causa Joe Kaeser” lernen kann…

„Es kommt nicht darauf an, mit dem Kopf durch die Wand zu rennen, sondern mit den Augen die Tür zu finden.

Werner von Siemens

“Für den augenblicklichen Gewinn verkaufe ich die Zukunft nicht.“

Werner von Siemens

Ich habe 2014 die “Acht Dimensionen persönlicher und unternehmerischer Hochleistung” als Ergegnis einer Forschung vorgestellt. Um in einer ganz bestimmten Fallkonstellation erfolgreich zu agieren, kommt es nicht nur darauf an, dass die systemischen Rahmenbedingungen dafür erfüllt werden, sondern dass auch das Momentum einer historischen Situation getroffen wird und mit diesem in Kongruenz stehen muss. Hier scheinen Einsicht und Fähigkeit zu fehlen, mit einer solch komplexen und neuen Situation jenseits des Traditionellen umzugehen. Es fehlt Einsicht in die Radikalität der Art der Veränderungen als historische Situation und treibendes Momentum zugleich. Wer hier gerade falsch oder nicht abbiegt, hat verloren.

In der “Causa Joe Kaeser” stehen die acht Dimensionen erheblich in Dissonanz. Die Glaubwürdigkeit eines Unternehmens und seiner Führung wurden verspielt, weil die Situation falsch eingeschätzt und eine gänzlich unpassende Aktion gewählt wurde.

Schließmann, Christoph, Leistungspotentiale im Fadenkreuz, Springer Gabler 2014, S 30 ff. ,44

Es geht dabei aber nicht nur um Joe Kaeser. Wer möchte, findet in der vorstehenden Quelle genug Analyse- und Einschätzungshilfen, um sich selbst ein Bild über die Qualität der konkreten Führungssituation zu machen.

Vielmehr geht es darum, eine neue fundamentale Erkenntnis anzuerkennen, die auch weit jenseits von Siemens greift: Die Demokratisierung unternehmerischer Führung, Organschaft und Mitbestimmung ist eine Form der Öffentlichkeit von Unternehmen, bei denen Geschäftsmodelle, Strategien, aber auch operative Geschäfte schnell ungeahnte gesellschaftliche Außenwirkung bekommen und nicht nur ggf. einem Aufsichtsrat vorgelegt werden müssen, sondern diese die Gesellschaft selbst ratifizieren will.

Vor diesem Hintergrund stimme ich einem Kommentar von Ulf Poschart zu:

“Ob Lufthansa, Post oder VW – alle versuchen, Nachhaltigkeit und Rendite zu verbinden. Sie tun dies mit klugen unternehmerischen Entscheidungen, Augenmaß und auch im Wissen, dass ihre Widersacher keine Partner sein können, weil sie – wie FFF – eine Sozialismus SPD von Esken und Kühnert unterstützen und nicht ein Land, in dem jene Forscher und Ingenieure arbeiten wollen, die mit Quantencomputing, künstlicher Intelligenz, Biotech und Atomenergie 5.0 eine CO2-arme Zukunft entwickeln. Die Klimaschützer sind Entschleunigungs- und Kulturpessimismusexperten, die lebensweltliche und unternehmerische Freiheiten argwöhnisch beäugen. Wer sie stärker macht, als sie sein müssten, schadet dem Standort Deutschland.”

WELT vom 14.01.2020

Für mich ist die Demokratisierung unternehmerischer Führung nicht wirklich neu, die gab es früher auch schon. Neu ist die massive Ideologisierung durch eine Gesellschaft, die dabei ist, jegliche Vernunft abzuschalten, keine Diskussionskultur mehr besitzt und sich beschämend wortlos und unterwürfig dem hingibt, das einige wenige initiieren und propagieren. Das Kernproblem in dem wir stecken ist die Krise der Demokratie, die von Populismus, Intoleranz, Verrohung von Benimm und Sprache und vor allem der Unfähigkeit zum Zuhören geprägt ist. Der gesunde Disput fehlt.

Eine große Yacht, die von wenigen für das private Vergnügen mit höchst begrenzter “grünen Attitüde” – auch wenn die Industrie gerade versucht, den Anstrich etwas zu verbessern – durch die Meere pflügt, ist sicher nicht das Objekt, das von der aktuellen Stimmungslage dieser iedologisch-sozialistischen Interessensgruppen freudig begrüßt wird.

Der Kapitän zur See Christoph Schäfer hat im YACHTICUM 2020 am 11. Januar 2020 in Lech am Arlberg ganz unabhängig von der Causa Siemens folgendes Statement abgegeben:

“Die Yachtbranche muss sich mehr engagieren und nicht nur ihre Ressourcen verschwenden. Wir müssen zum einen „grüner“ werden, alternative Antriebe etc. entwickeln. Wir müssen Wissenschaftlern eine Plattform bieten um ihre Feld-Forschung zu betrieben, ob das nun Meeresbiologen, Meteorologen oder Ozeanographen sind. Vielen Forschern fehlt der Zugang zu Schiffen und gleichzeitig liegen Yachten ungenutzt in den Häfen, sind auf Fahrt ohne Gäste nur mit der Crew. Bei den jetzigen Stand der Dinge ist es nur eine Frage der Zeit bis uns die License to Operate entzogen wird. Entweder per Gesetz wie zum Beispiel in Norwegen wo ab 2023 nur noch elektrisch betriebene Schiffe in die Fjorde einfahren dürfen oder ebenso problematisch der moralische Ansatz.”

Braucht alles eine soziale Rechtfertigung?

Die Branche kann durchaus proaktiv und bevor es andere tun darüber nachzudenken, wie man Yachten eine Form von “sozialem Nutzen” verpassen kann. Möglich wäre dies, wenn Eigner ihre Yachten als Sponsoren für Forschungszwecke zur Verfügung stellten und damit der Wissenschaft die Unterstützung gäben, die es braucht, um z.B. Umweltprobleme im Naturraum der Ozeane besser zu erforschen und zu bekämpfen. Auch eine Yacht kann z.B. digitale Datenstelle sein, um Informationen über die Meere aufzunehmen und nutzbar zu machen.

Dennoch: Dies darf zu keiner moralischen Pflicht werden und nur wenige Eigner, die ich kenne, wollen ihr schwimmendes Hideaway zur öffentlichen Forschung-Plattform machen.

Maßnahme: Ich rate dringend, Yachten aus Flaggenländern rauszuhalten, deren soziales Umfeld derzeit nicht tolerant dafür ist. Jedes Register ist öffentlich einsehbar und aufgrund der Transparenz sind auch die Beneficial Owners hinter jeder Zwischengesellschaft sicht- und angreifbar.

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