Wir machen in den letzten Jahren zunehmend die Erfahrung, dass selbst namhafte Yachtversicherer aus der EU Schadensfälle nur noch höchst mangelhaft abwickeln. Es wird mit fadenscheinigen Argumenten die Schadensabwicklung verzögert bzw. die Deckung rechtlich eindeutiger Sachverhalte abgelehnt, um dann nach langem Hin- und Her bei entsprechend wirtschaftlichem Druck des Versicherungsnehmers „generös“ einen Bruchteil des Schadensbetrages pauschal und abschließend gegen Generalquittung anzubieten. 70% der von uns betreuten Schadensfälle machen den Rechtsweg erforderlich.
Ist das eine Visitenkarte?
Trotz satter Prämien scheint es den Versicherern in der maritimen Branche nicht gut zu gehen. Dann sollten sie aber ehrlich darüber kommunizieren, Lösungen finden und nicht den Kunden die Misere bezahlen lassen.
Aus einer Studie von McKinsey geht hervor, dass der Preisanstieg durch die Inflation in diesem Jahr die Schadenskosten für den Versicherungssektor um 30 Milliarden US-Dollar erhöht hat.
Zusammen mit dem Anstieg der Werte und der Risiko-Exponierung, der Anpassung der Versicherungslimits und der Selbstbeteiligung, den Prämien und Tarifen, die zusammen mit der Inflation steigen, und den Auswirkungen auf den Wert der Schiffe ist das eine fatale Entwicklung.
In der Sparte Yachten und Sportboote zeigt sich Inflation in einer Wertminderung des versicherten Vermögenswertes auf der Grundlage des vereinbarten Wertes, in höheren Materialkosten, Mangel and bzw. teure Fachkräfte für Dienstleistungen und Reparaturkosten, die schnell den versicherten Wert des Schiffes übersteigen können, was zu einem wirtschaftlichen Totalverlust führt.
Auch die Lieferkette wurde durch Verzögerungen beeinträchtigt, die hauptsächlich durch die Auswirkungen der Pandemie auf Produktion und Nachfrage verursacht wurden. Für die Seeversicherung hat dies zur Folge, dass sich Schiffe in den Häfen stauen, die Transitzeiten länger werden und ein latenter Druck auf einem stagnierenden Markt entsteht.
Es bedarf daher dringend der Anpassung
a) des offenen und ehrlichen Umgangs mit dem Versicherten und deren Schadensbetreuung;
b) an die Veränderungen, die sich auf die Versicherer auswirken und diese beeinflussen (z.B. Selbstbeteiligung und die Faktoren, die sich auf die Versicherungssummen auswirken);
c) auf gesetzliche Verpflichtungen und Schadenskosten.
In keinem Fall kann es so bleiben wie es ist, denn die Versicherungsbranche ruiniert mit ihrem Verhalten gerade ihren Ruf.
Ob es für die Versicherung wirtschaftlich ist oder nicht: Der Versicherte vertraut gemäß vollmundiger Verkaufsversprechen und für ihn satter Prämien darauf, dass ihm im Falle des Schadens ehrlich und schnell geholfen wird.