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Zusammenfassung in Deutsch
Warum zwei aktuelle Urteile jeden Eigner zur Vertrags?Due?Diligence verpflichten
Rechtswahl & Forum Shopping bei Superyachten
Warum Sie Rechtswahl und Gerichtsstand bei Ihrer Superyacht niemals dem Kleingedruckten überlassen dürfen
Stellen Sie sich vor: Ihre 30-Mio.-€-Yacht wird von Antigua nach Genua verschifft – und stürzt aufgrund eines fehlerhaften Transportracks ins Meer. Wer haftet? Wer zahlt? Und vor welchem Gericht müssen Sie klagen? Zwei wegweisende Urteile aus London (2020) und Washington D.C. (2024) belegen, wie essenziell es ist, Choice-of-Law- und Forum-Klauseln bereits beim Vertragsabschluss sorgfältig zu prüfen und aktiv zu verhandeln.
- Zwei Leuchtturm-Urteile
- My Song (2020, London Commercial Court): Die 39 m-Jacht „My Song“ rutschte 2019 beim Seetransport vom Ladedeck; das BIFA-Boilerplate mit englischem Gerichtsstand führte dazu, dass der Fall in London verhandelt und die Haftung auf winzige 2 SDR/kg begrenzt wurde.
- Great Lakes v. Raiders Retreat (2024, US Supreme Court): Der Oberste Gerichtshof in Washington entschied, dass gewählte Rechtsklauseln (hier New York-Recht) in Yachtversicherungsverträgen fast immer durchsetzbar sind und US-Bundes-Seerecht staatliche Verbraucherschutzgesetze aushebelt.
- Zentrale Lehre
– Wahl von Recht und Forum ist kein Standard: Diese Klauseln entscheiden später über Erfolg oder Scheitern von Schadenersatzansprüchen. Eigner, Manager und Broker müssen sie aktiv verhandeln, statt „übernommene Boilerplate“ zu akzeptieren. - Praktische Handlungsanweisungen
- Vertrags-Alignment: Chartervertrag, Transport-Booking und H&M-Police müssen dieselben Rechts-/Gerichtsstand-Klauseln enthalten.
- Cargo-Rider & Versicherung: Separate Transport-All-Risk-Deckung und „Yacht Cargo Rider“ mit erhöhten Haftungsgrenzen (z.B. ? €10 Mio.) abschließen.
- Dokumentations-SOP: Digitales Logbuch mit geotaggten Fotos, Cradle-Specs und Gutachten in das Safety Management System (SMS) integrieren.
- Regelmäßige Audits & Table-Top-Exercises: Quartalsweise Technik-/Cradle-Checks; jährliches Szenario-Training mit Juristen, um Konflikte und Gerichtsbarkeiten früh zu erkennen.
- Walk-Away-Threshold: Bei unnachgiebigen Gegenparteien auf Recht/Forum ohne Ausgleich lieber den Vertrag ablehnen.
- Appell
Gut verhandelte Rechts- und Gerichtsstandsklauseln sind genauso essenziell wie Rumpf, Starkstrom und Teakholz: Sie sichern im Schadensfall die Durchsetzbarkeit Ihrer Ansprüche und sind somit ein wesentlicher Teil moderner Superyacht-Seamanship.
Ihre To-dos
- Führen Sie ein Police-Audit durch: Klären Sie, welches Recht gilt und welche Gewähr- bzw. Condition-Precedent-Klauseln (z. B. Feuerlösch-, Seetüchtigkeits- oder Crew-Zertifikate) im Vertrag enthalten sind.
- Implementieren Sie detaillierte Compliance-Checklisten für Wartungen, Inspektionen und Zertifizierungen – die Beweislast liegt im Streitfall bei Ihnen.
- Verhandeln Sie gegebenenfalls eine alternative Rechtswahl (z. B. englisches statt New-York-Recht), falls Ihnen die amerikanischen Vorgaben zu restriktiv erscheinen.
Fazit
Ihre Superyacht mag High-Tech-Komposite, Hybrid-Antriebe und Luxusdesign vereinen – doch ihr rechtliches Rückgrat besteht aus Papier. Unbedachte AGB-Haftungsbeschränkungen oder unklare Choice-of-Law- und Forum-Klauseln können im Schadenfall katastrophale Folgen haben: ruinöse Prozesskosten, verweigerte Deckung, blockierte Vollstreckung. My Song und Great Lakes sind ein klarer Weckruf: Verhandeln Sie Rechtswahl und Gerichtsstand genauso sorgfältig wie Maschinenwartung oder Rigging – sonst wird aus Ihrem Luxus schnell eine Liability.