Der MYBA Yacht Purchase Contract (Kaufvertrag) und seine Risiken im EU-Kontext


(Analoge Überlegungen zu den bereits am 22.02.2025 aufgezeigten Problemen beim MYBA Chartervertrag, die Sie über den Link lesen können)


1. Hintergrund: Was ist das MYBA Yacht Purchase Contract Template?

Neben dem Chartervertragsmuster (dem „MYBA Charter Agreement“) gibt es von MYBA auch ein standardisiertes Kaufvertragsformular für Yachten („MYBA Yacht Purchase Agreement“).

Wie beim Chartervertrag will MYBA damit einen international anerkannten „Branchenstandard“ schaffen, der Transaktionen strukturiert, Transparenz fördert und den Vorbereitungsaufwand reduziert.

Problem: Auch hier basiert das Vertragsmuster weitgehend auf englischem Recht bzw. Common-Law-Prinzipien und unterliegt typischerweise englischer Gerichtsbarkeit oder Schiedsgerichtsbarkeit in England (sofern nicht explizit anders geregelt).

2. Übertragbarkeit der bisherigen Argumente auf Kaufverträge

Die bereits beim Chartervertrag diskutierten Themen (zwingende EU-Verbraucherschutzvorschriften, Unterschiede zwischen Common Law und Zivilrecht, mögliche Schwierigkeiten bei Vollstreckung und Gerichtsstand nach dem Brexit usw.) lassen sich im Wesentlichen auch auf den Kaufvertrag übertragen.

Allerdings gelten bei einem Kaufgeschäft (anders als bei einer reinen Charterdienstleistung) noch einige zusätzliche oder leicht abweichende Aspekte.

Rechtswahl und Gerichtstand

  • Das MYBA-Kaufvertragsmuster sieht oft englisches Recht und Gerichtsstand in England vor.
  • Wie schon beim Chartervertrag können jedoch EU-rechtliche Vorschriften (insbesondere Verbraucherschutz bei Privatkäufern) diese Wahl beschränken.

Verbraucherverträge

  • Ist der Käufer eine Privatperson mit Wohnsitz in der EU, greift unter Umständen der Verbraucherschutz (siehe Rom-I-Verordnung, Art. 6).
  • Auch beim Kauf von hochpreisigen Luxusgütern (z. B. einer Yacht) kann der Käufer als Verbraucher eingestuft werden, solange er die Yacht nicht gewerblich erwirbt.

Gerichtsstand und Vollstreckung nach dem Brexit

  • Exklusiver Gerichtsstand in England kann durch die Brüssel-Ia-Verordnung (Recast) und das nationale Recht der EU-Mitgliedstaaten eingeschränkt werden, wenn der Käufer sich auf Verbraucherschutzbestimmungen berufen kann.
  • Post-Brexit ist die automatische Vollstreckung englischer Urteile in EU-Staaten erschwert.

Umfangreichere Mängelhaftungs- und Gewährleistungsrechte

  • Beim Kauf von beweglichen Sachen – auch Yachten – greifen in vielen EU-Staaten zwingende Mängelhaftungsregeln.
  • Gerade wenn der Käufer Verbraucher ist, können gesetzliche Gewährleistungsfristen und -rechte nicht einfach vertraglich verkürzt oder ausgeschlossen werden.
  • Englische Standardklauseln zu „As is/Where is“ oder umfassenden Haftungsausschlüssen für Sachmängel können in zivilrechtlichen EU-Staaten (z. B. Deutschland, Frankreich, Spanien) unwirksam sein.

3. Typische Klauseln im MYBA-Kaufvertrag und mögliche Konflikte

“As is/Where is”-Klauseln

  • Diese Klauseln schließen die Haftung für Sachmängel weitgehend aus, soweit es das englische Recht zulässt.
  • Problem: In vielen zivilrechtlichen EU-Jurisdiktionen ist ein vollständiger Haftungsausschluss bei Verbrauchern nicht zulässig.

Haftungsbegrenzungen (Limitation of Liability)

  • Der MYBA-Kaufvertrag versucht oft, die Haftung des Verkäufers beträchtlich einzuschränken.
  • Im EU-Verbraucherrecht (und teils auch im allgemeinen Zivilrecht) sind solche Begrenzungen entweder nur begrenzt möglich oder unwirksam.

Zahlungsmodalitäten und Escrow-Regelungen

  • Das MYBA-Formular sieht oft vor, dass Anzahlungen durch den Makler oder einen Escrow-Agenten verwaltet werden.
  • In der EU kann es problematisch sein, wenn der Makler kein formal befugter Treuhänder ist. Im Insolvenzfall des Maklers droht der Verlust der Anzahlung.

Steuerliche Aspekte

  • Kaufverträge können EU-weit unterschiedlich besteuert werden (z. B. Umsatzsteuer bei Lieferungen innerhalb der EU, Zoll bei Drittstaaten-Einfuhr).
  • Ein reines englisches Muster beachtet die komplexen EU-VAT-Regeln oft nicht hinreichend, vor allem nach dem Brexit.

4. Fazit zu Risiken bei Anwendung des MYBA-Kaufvertrags in EU-Konstellationen

Zwingende EU-Verbraucherschutzvorschriften

  • Ein Käufer, der als Verbraucher einzustufen ist, behält auch beim Kauf einer Yacht die Schutzvorschriften seines nationalen Rechts (Rom I, Art. 6).

Post-Brexit-Gerichtsstand und Vollstreckung

  • Auf England lautende Gerichtsstands- oder Schiedsklauseln sind für EU-Verbraucher in vielen Fällen nicht bindend.
  • Vollstreckungsfragen werden durch das Fehlen des automatischen EU-Vollstreckungsregimes kompliziert.

Steuerliche/Mehrwertsteuerliche Fallen

  • Das englische Muster deckt oft nicht die Komplexität der EU-VAT-/Zoll-Vorschriften ab, insbesondere wenn die Yacht grenzüberschreitend geliefert werden soll.

Treuhand und Hinterlegung

  • Ein Brokerkonto ist in vielen EU-Staaten kein echtes Treuhandkonto (Insolvenzrisiko). Bei hohen Anzahlungen oder Deposits sollte ggf. ein zugelassener Escrow-Agent (z. B. Anwalt, Notar) eingeschaltet werden.

5. Empfehlungen für die Praxis

  • Vertrag an EU-Recht anpassen: Hat der Käufer in einem EU-Staat seinen Wohnsitz, sollte der MYBA-Kaufvertrag durch entsprechende „Rider“ ergänzt bzw. umfassend geprüft werden.
  • Rechtswahl realistisch gestalten: Falls ein Streit absehbar ist, kann eine Unterwerfung unter das Käuferlandrecht langfristig Zeit und Kosten sparen.
  • Steuerliche Beratung einholen: Besonders wichtig bei grenzüberschreitenden Lieferungen und Umsatzsteuerfragen.

6. Schlussbemerkung

Der MYBA Yacht Purchase Contract kann eine nutzvolle Vertragsvorlage sein, sollte aber in EU-Kontexten sorgfältig geprüft und angepasst werden. Andernfalls drohen Unwirksamkeit zentraler Klauseln, erhebliche Haftungsrisiken und Schwierigkeiten bei der Vertrags- und Zahlungssicherheit.

1. Background: What Is the MYBA Yacht Purchase Contract Template?

Alongside the charter agreement template (“MYBA Charter Agreement”), MYBA also offers a standardized contract for yacht purchases (“MYBA Yacht Purchase Agreement”).

As with the charter contract, MYBA aims to establish an internationally recognized “industry standard” to structure transactions, promote transparency, and reduce preparation time.

Issue: Like the charter contract, this template is largely based on English law and common-law principles and typically falls under English jurisdiction or arbitration in England (unless explicitly modified).

2. Applicability of the Previous Arguments to Purchase Agreements

The issues previously discussed concerning the MYBA Charter Agreement (mandatory EU consumer protection rules, differences between common law and civil law, potential enforcement and jurisdiction complications post-Brexit, etc.) also broadly apply to the MYBA Purchase Agreement.

However, a purchase transaction (as opposed to a charter agreement) involves some additional or slightly different considerations.

Choice of Law and Jurisdiction

  • The MYBA purchase agreement often stipulates English law and jurisdiction in England.
  • As with the charter contract, EU legal rules (particularly consumer protection for private buyers) may override this choice.

Consumer Contracts

  • If the buyer is a private individual residing in the EU, consumer protection laws (per Article 6 of the Rome I Regulation) may apply.
  • Even in high-value yacht purchases, the buyer can be classified as a consumer if they are not purchasing the yacht for commercial use.

Jurisdiction and Enforcement Post-Brexit

  • An exclusive English jurisdiction clause may be restricted by the Brussels I Recast Regulation and national EU laws if the buyer claims consumer protection rights.
  • Post-Brexit, the automatic enforcement of English judgments in EU states has become more challenging.

Extended Liability and Warranty Rights

  • When purchasing movable property—including yachts—many EU countries enforce mandatory warranty rules.
  • If the buyer is a consumer, statutory warranty periods and rights cannot simply be excluded or reduced by contract.
  • English standard clauses such as “As is/Where is” or broad liability waivers for defects may be unenforceable under civil law in EU countries like Germany, France, and Spain.

3. Typical Clauses in the MYBA Purchase Contract and Potential Conflicts

“As is/Where is” Clauses

  • These clauses aim to exclude liability for defects to the extent permitted under English law.
  • Issue: In many civil-law EU jurisdictions, a complete liability waiver for consumers is not legally valid.

Limitation of Liability

  • The MYBA purchase agreement typically seeks to significantly limit the seller’s liability.
  • Under EU consumer law (and in some cases general civil law), such limitations may either be strictly restricted or entirely unenforceable.

Payment Terms and Escrow Arrangements

  • The MYBA contract often stipulates that deposits are held by a broker or an escrow agent.
  • In the EU, this can be problematic if the broker is not a legally authorized trustee. If the broker becomes insolvent, the deposit may be at risk.

Tax Considerations

  • Yacht purchases can be subject to varying VAT and customs regulations within the EU.
  • The MYBA contract does not always sufficiently address EU VAT complexities, particularly post-Brexit.

4. Risks Associated with Using the MYBA Purchase Agreement in an EU Context

Mandatory EU Consumer Protection Laws

  • If a buyer is classified as a consumer, they retain protections under their national law (Rome I, Article 6).

Post-Brexit Jurisdiction and Enforcement

  • English jurisdiction or arbitration clauses are often not binding for EU consumers.
  • The absence of automatic EU-wide enforcement of English rulings complicates legal proceedings.

Tax and VAT Risks

  • The standard English template does not always cover complex EU VAT/customs requirements, especially for cross-border yacht deliveries.

Escrow and Deposit Handling

  • In many EU countries, a broker’s client account is not recognized as a legitimate escrow account, creating potential insolvency risks.

5. Practical Recommendations

  • Adapt the Contract to EU Law: If the buyer is based in an EU country, the MYBA purchase contract should be supplemented with appropriate riders and carefully reviewed for compliance with national regulations.
  • Realistic Choice of Law: If legal disputes are likely to arise in the buyer’s home country, choosing that country’s law might save time and costs in the long run.
  • Obtain Tax Advice: Essential for cross-border sales and VAT-related issues.

6. Conclusion

The MYBA Yacht Purchase Contract may be a valuable and well-structured document in many respects. However, when used in the EU, especially with consumer buyers or cross-border factors, it must be carefully adapted to local law and EU regulations. Otherwise, core provisions risk being overturned by consumer protections, civil-law mandates, or post-Brexit enforcement hurdles.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

error: Content is protected !!

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn Sie diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwenden oder auf "Akzeptieren" klicken, erklären Sie sich damit einverstanden.

Schließen