„Zur Person“ – Erinnerungen an Günter Gaus

Ich wünsche Ihnen vor allem friedvolle Weihnachten.

Danke für Ihre Neugier und Unterstützung in 2022!

Ein außergewöhnliches Jahr geht zu Ende, das uns nach Dekaden des „immer höher, immer weiter“ endgültig aus unserer Status Quo- und Fahren auf Sicht – Saturiertheit heruntergeholt hat. Die politische Landschaft erscheint ohnmächtig hinsichtlich eines ganzheitlichen Weitblicks mit einer in die Zukunft gerichteten Politik und Führung und entsprechend und bar von Persönlichkeit, die solches fachlich wie auch vorbildhaft verkörpern und leben könnten.

Ein Blick in die Geschichte offenbart aber genau solches und lässt den Wunsch aufkommen, dass solcher Kompetenz und Persönlichkeit wieder entsteht.

Zum Weihnachtsfest 2022 möchte ich Ihren Blick daher außerhalb üblicher Themen zurück auf die Sendungen mit Günter Gaus „Zur Person“ lenken, verbunden mit einer kleinen Hommage an guten und seriösen Journalismus. Vielleicht haben Sie über die Feiertage etwas Zeit, das eine oder andere Interview zu genießen. Vor allem fällt bei den Interviews auf, dass Kompetenz, Person, Aufgabe und Amt noch zusammenfielen.

Zu einem Portrait von Günter Gaus kommentiert Manuela Hertel treffend: „Ein heiter-gelassenes, klassisches Musikstück erklingt. Ein abgedunkeltes Fernsehstudio, in dem nichts den Zuschauer von dem ablenkt, um das es geht. Ein junger Mann mit schmalem Gesicht, dessen Gelehrsamkeit noch durch die Brille unterstrichen wird, sitzt einer wesentlich älteren Frau gegenüber. Brillant formulierte Fragen, ebenso vollendete Antworten. Absolute Klarheit. Keinerlei Ausflüchte oder gar Banalitäten. Ernsthaftigkeit und Heiterkeit zugleich. Die Sympathie zwischen dem Fragesteller und der Befragten ist offensichtlich. Sie neigt sich ihm zu und schenkt ihm häufig ein offenes, geradezu strahlendes Lächeln. Ruhe, Nachdenken und Schweigen im Rauch von Zigaretten. Keinerlei Hast. Der Interviewer fällt der Befragten nicht ins Wort oder schneidet es ihr gar ab. Im Gegenteil: er läßt sie in aller Ausführlichkeit zu Wort kommen. Günter Gaus befragt Hannah Arendt. Es war das erste Gespräch aus der Reihe “Zur Person“, das ich sah und das mich sofort faszinierte. Wie unglaublich spannend, wie überaus informativ, wie intellektuell anregend ein Interview sein kann, wenn es auf so großartige und unübertreffliche Weise geführt wird wie von Günter Gaus. Stundenlang kann ich diesem Mann, mit seiner unverwechselbaren Art, die Silben sp und st zu trennen, zuhören. Dass ausgerechnet ihm eine tückische Krankheit, die ihn viel zu früh “abberief”, seinen wunderbar sonoren Bariton nahm, ist eine Tragödie. Dass er sich davon niemals abhalten lies, auch weiterhin seine Interviews zu führen, zeigt die ihm innewohnende Kraft und Stärke. Günter Gaus hat mit seiner Sendereihe „Zur Person“ das Interview auf ein Niveau erhoben, das seither niemals wieder auch nur in Ansätzen erreicht wurde. Vornehm-zurückhaltend und dabei dennoch immer wieder hartnäckig nachfragend ist der Stil dieses Herren so unendlich viel wohltuender und intellektuell anregender als der heutige unerträgliche Talk-Show-Zirkus. Wir müssen Günter Gaus dankbar sein für diese Sternstunden des deutschen Fernsehens. Selbstverständlich haben wir ihm darüber hinaus für seine maßgebliche Tätigkeit als Diplomat und Publizist zu danken.“

Schauen Sie einmal in die Mediathek seiner Sendungen und bilden sich selbst eine Meinung.

Das ZDF macht diese zeitgeschichtlich sehr interessanten Gespräche erstmals in vollem Umfang in der ZDFmediathek zugänglich. Die Gespräche muss man dabei im Kontext der Zeit sehen.

herauszuheben: Ludwig Erhard ab 24:00

Und noch ein Hörtipp mit Tiefgang: Weihnachtsvorlesung Prof. Hans-Werner SINN 2022:„Schwarze Schwäne – Krieg, Inflation und ein energiepolitischer Scherbenhaufen“

Schwarze Schwäne sind Ereignisse, die man vor kurzem für undenkbar hielt. 

Alles Gute für 2023!


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