Es ist tatsächlich ein Dilemma, das viele Eigner und sogar kleinere Brokeragenturen kennen: Das MYBA-Formular wird in der Branche gerne als „quasi-Standard“ bezeichnet. Dies führt in der Praxis dazu, dass die meisten Makler und Charter-Agenturen nur dann bereit sind zu kooperieren, wenn dieses (lizensierte) Vertragsmuster als Credo ihrer Organisation verwendet wird.
Doch welche Optionen gibt es aus Eigner-Sicht, wenn man nicht einfach den vermeintlichen „Broker-Organisations-Vorgaben“ beugen möchte oder vor allem aus individuellen rechtlichen, steuerlichen oder wirtschaftlichen Erwägungen nicht kann?
Ich gebe zu, zuweilen sehr deutlich und auch überzeichnet meine Fragezeichen zu den MYBA Muster zu setzen! Dies beruht auf vielen Fall-Erfahrungen. Bei uns landen ja nicht die problemlosen Fälle, sondern die Konflikte. Und diese lösen Lernkurven aus. Nicht nur, dass die Muster einseitig Interessen vertreten, vielmehr sind sie entgegen aller interessengetriebenen Aussagen der Verwender gerade keine allgemeingültigen Muster. Gerade im B2C oder gar C2C Bereich sind wir schnell in deutlichen Konflikten.
Das Schlimme daran: Sie werden meist ohne sie für den Einzelfall zu hinterfragen, verwendet. Copy Paste.
1. Warum ist das MYBA-Formular so verbreitet?
- Einheitliche Grundlage: Das MYBA-Vertragswerk (sei es für Kauf/Verkauf oder für Charter) ist international verbreitet und ein von den Brokerorganisationen getriebener “Standard”. Charterer und Versicherer kennen den Vertragstext, was reibungslose Copy-Paste-Abwicklungen ohne Rechtskenntnisse erleichtern soll.
- Interne Qualitätskontrolle: Die großen Brokerhäuser sind MYBA-Mitglieder oder arbeiten eng damit zusammen. Sie werben damit, dass das MYBA-Vertragswerk für Professionalität stehe (auch wenn es dem Eigner oft weniger Freiheiten lässt).
- Marktzugang: Wer den MYBA-Vertrag nicht anbietet, wird häufig aus den gelisteten Portalen und den großen Broker-Netzwerken ausgeschlossen oder erhält zumindest weniger Sichtbarkeit.
2. Welche Nachteile hat das MYBA-Formular aus Eignersicht?
- Begrenzte Flexibilität: Die standardisierten Klauseln sind eher Broker- und nicht immer Eigner-freundlich. Besondere Regelungen müssen in Anhängen (Addenda) verhandelt werden, was zu komplizierten Dokumenten führen kann.
- Kosten: MYBA verdient an Lizenzgebühren, zudem sind manche Vertragsklauseln (insbesondere bei Charter) für den Eigner kostspielig (z. B. Gebührenstruktur oder Aufteilungen bei Chartererlösen).
- Wenig individueller Spielraum: Wichtige Punkte (z. B. Haftungsfragen, Stornobedingungen, Wartungsintervalle, Crew-Management) sind fest vorgegeben und lassen sich nur mit Mühe anpassen.
- Rechtlich vielfach kritisch und konfliktstark: Wie in meinem Beiträgen vom 22. Januar und 22. Februar 2025 dargelegt, ergeben sich je nach Konstellation im Einzelfall viele rechtliche Konflikte. Ich verweise auf die speziellen Beiträge.
3. Mögliche Alternativen und Strategien
- Eigenes Vertragswerk mit Zusatzklauseln
- Theoretisch kann man dem Hauptbroker (Central Agent) und den Subagenten eine Alternative anbieten, sofern sie bereit sind, zu verhandeln.
- In der Praxis lassen sich kleine Änderungen meist als „Addendum“ zum MYBA-Vertrag umsetzen. Einfach ein vollkommen eigenes Dokument zu schaffen und durchzusetzen, ist jedoch sehr schwer, weil andere Broker dann oft nicht mitziehen.
- Empfehlenswert ist es, einen erfahrenen Anwalt hinzuzuziehen, der eine Eigner-freundliche Addendum-Vorlage entwickelt, welche die wesentlichen für Sie ungünstigen MYBA-Klauseln entschärft.
- Vertraglich geregelte Sonderkonditionen
- Selbst wenn Sie MYBA nicht vollständig ersetzen können, können Sie bestimmte kritische Punkte (z. B. Haftung, Zahlungsmodalitäten, Maklerprovision etc.) in separaten Klauseln besser für sich regeln.
- Größere Broker sind oftmals gesprächsbereit, sofern die Kern-Standards unangetastet bleiben und Ihre Sonderklauseln nicht zu umfangreich sind.
- Direktvermarktung (wenn möglich)
- Einige Eigner versuchen, das Chartergeschäft (oder den Verkauf) direkt ohne große Broker zu betreiben, z. B. über eigene Kontakte, spezialisierte Plattformen oder lokale Agenten.
- Nachteil: Man verzichtet auf das große Netzwerk und die Werbekanäle der MYBA-Broker. Die Auslastung bzw. Vermittlungsquote kann darunter leiden, wenn es keine starke eigene Infrastruktur oder Stammkundschaft gibt.
- Zusammenarbeit mit Nischenbrokern
- Es gibt (wenn auch wenige) spezialisierte oder regionale Broker, die bewusst nicht über MYBA laufen. Das ist meist nur in kleineren Marktsegmenten üblich, beispielsweise bei weniger luxuriösen oder regional beschränkten Yachten.
- Bei größeren, hochpreisigen Yachten ist es jedoch sehr viel schwerer, auf MYBA-Standards zu verzichten, da Charterer und Kaufinteressenten in diesem Preissegment auf den „Branchenstandard“ setzen.
- An eine andere Organisation binden
- Neben MYBA gibt es in manchen Regionen Alternativen (z. B. verschiedene nationale Yachtbrokerverbände), deren Verträge jedoch international seltener akzeptiert sind.
- Gerade im Mittelmeerraum ist MYBA derart etabliert, dass andere Formulare oft nur in Ausnahmefällen zum Zug kommen.
4. Lohnt sich der Widerstand?
- Kosten-Nutzen-Abwägung: Sie müssen realistisch beurteilen, wie groß der Nachteil für Sie ist, wenn Sie sich nicht an MYBA binden. Das Risiko ist, dass Ihnen wichtige Sub-Broker oder Kunden abspringen und das Boot seltener gebucht bzw. schwieriger verkauft wird.
- Verhandlungsstärke: Wenn Sie ein sehr begehrtes oder außergewöhnliches Boot haben, in regionalen Nischen agieren oder auch eigene gepflegte Netzwerke haben, können Sie sich mehr Freiheiten herausnehmen – gerade dann, wenn klar ist, dass es genug Interessenten gibt. Bei Booten, die weniger Marktdruck haben, ist man oft eher gezwungen, sich dem Standard zu fügen. Ich rate in jedem Falle dann mit eigenen, individuellen Vertragswerken zu arbeiten, wenn ein MYBA Mustervertrag nicht unumgänglich ist. Dieses ewige “das ist so Standard und alternativlos” ist für mich ein No-Go.
- Juristische Beratung: Professionelle rechtliche Unterstützung kann helfen, die wesentlichen Klauseln in Ihrem Sinne zu modifizieren, ohne dass der Vertrag als Ganzes abgelehnt wird.
5. Fazit
Komplett gegen MYBA vorzugehen – also den Standardvertrag gar nicht mehr zu verwenden – ist in der Praxis schwierig, weil der Markt faktisch davon dominiert wird. Die Chance, dann ohne MYBA an genügend Interessenten zu gelangen, ist gering, es sei denn, Sie haben ein sehr starkes Alleinstellungsmerkmal oder pflegen bereits ein eigenes, großes Netzwerk.
Besserer Weg:
- MYBA-Vertrag umgehen, wenn die Umstände es erlauben.
- MYBA-Vertrag nutzen, aber so viele für Sie kritische Punkte wie möglich in einer Addendum-Vereinbarung regeln.
- Informierte Subbroker: Auch Subbroker akzeptieren eher ein MYBA-Addendum als einen völlig fremden Vertrag.
- Sorgfältige Abwägung zwischen der vermeintlichen „Freiheit“ eines eigenen Vertrags und den praktischen Vorteilen (Reichweite, Netzwerk, Marktzugang), den ein etablierter Standard bietet.
Wenn man die Problematik sehr deutlich und gut vorbereitet angeht, können Sie zumindest die schlimmsten Eigner-Nachteile abfedern, ohne sich komplett von den großen Strukturen abschneiden zu lassen. Voraussetzung ist immer, dass die andere Seite offen dafür ist.
Immer rate ich strategisch zu verhandeln und mindestens auf ein für Sie günstigeres Addendum hinwirken.
It is indeed a dilemma familiar to many owners and even smaller brokerage agencies: in the industry, the MYBA form is often referred to as a “quasi-standard.” In practice, this leads to most brokers and charter agencies only being willing to cooperate if this (licensed) contract template as an organizational credo is used.
But what options are there from an owner’s perspective if you don’t want to simply bow to the presumed “broker organizational requirements,” or if you simply can’t for individual legal, tax, or economic reasons?
I admit that I sometimes put very clear and even exaggerated question marks over the MYBA patterns! This is based on many case experiences. It’s not the problem-free cases that end up with us, but the conflicts. And these trigger learning curves. Not only do the patterns represent one-sided interests, but contrary to all the interest-driven statements of the users, they are not universally valid patterns. Especially in the B2C or even C2C sector, we quickly find ourselves in clear conflicts.
The bad thing about this is that they are usually used without questioning them for the individual case. Copy paste.
1. Why is the MYBA form so widespread?
Uniform basis: The MYBA contracts (whether for sale/purchase or charter) are widely used internationally and are promoted as a “standard” by broker organizations. Charterers and insurers know the contract text, which is intended to facilitate smooth, copy-and-paste transactions without the need for in-depth legal expertise.
Internal quality control: The large brokerage houses are MYBA members or work closely with them. They advertise that the MYBA contract stands for professionalism (even if it often gives owners less leeway).
Market access: Those who do not offer the MYBA contract are frequently excluded from the major listing portals and broker networks or at least receive less visibility.
2. What disadvantages does the MYBA form pose from the owner’s perspective?
Limited flexibility: The standardized clauses tend to be broker-friendly, not always owner-friendly. Special arrangements must be negotiated in appendices (addenda), which can result in complicated documentation.
Costs: MYBA earns from licensing fees, and some contract clauses (especially in charter) can be costly for owners (e.g., fee structures or revenue-sharing arrangements).
Little room for customization: Key points (such as liability issues, cancellation policies, maintenance intervals, crew management) are predetermined and can only be adapted with difficulty.
Legally problematic and conflict-prone: As outlined in my posts from January 22 and February 22, 2025, many legal conflicts can arise. I refer to those specific articles for more details.
3. Possible alternatives and strategies
Your own contract with additional clauses
In theory, you can propose an alternative to the central agent (main broker) and sub-agents, provided they are willing to negotiate.
In practice, minor changes are usually implemented as an “Addendum” to the MYBA contract. Creating and enforcing a completely separate document is very difficult because other brokers often won’t agree to it.
It’s recommended to involve an experienced attorney to develop an owner-friendly addendum template that defuses the most unfavorable MYBA clauses.
Contractually agreed special terms
Even if you can’t completely replace MYBA, you can better regulate certain critical points (e.g., liability, payment terms, broker commission, etc.) in separate clauses.
Larger brokers are often open to discussion as long as the core standards remain untouched and your special clauses are not too extensive.
Direct marketing (if possible)
Some owners try to handle charters (or sales) directly without major brokers—e.g., through their own contacts, specialized platforms, or local agents.
Disadvantage: You lose the major brokers’ extensive network and advertising channels. Bookings or sales may suffer if there is no strong infrastructure or existing customer base of your own.
Working with niche brokers
There are (though only a few) specialized or regional brokers who deliberately do not work with MYBA. This is more common in smaller market segments, for instance with less luxurious or regionally limited yachts.
However, with larger, high-priced yachts, it is much harder to do without MYBA standards, since charter clients and buyers in this price range rely on the “industry standard.”
Affiliate with another organization
Aside from MYBA, there are regional alternatives (e.g., different national yacht broker associations), but their contracts are less frequently accepted internationally.
Especially in the Mediterranean region, MYBA is so firmly established that other templates are only used in rare exceptions.
4. Is it worth resisting?
Cost-benefit analysis: You need to realistically assess how detrimental it is for you not to be bound by MYBA. There is a risk of losing important sub-brokers or clients, resulting in fewer bookings or a harder time selling the boat.
Negotiation power: If you have a highly sought-after or unique yacht, operate in specific niches, or have your own strong network, you can afford more flexibility—especially if there are already enough interested parties. For yachts with less market demand, you may be more compelled to comply with the standard. In any case, I recommend using your own, individual contract if a MYBA standard contract is not strictly necessary. The constant “that’s the standard and there is no alternative” is, in my opinion, a non-starter.
Legal counsel: Professional legal support can help you modify the key clauses to your advantage without causing the entire contract to be rejected.
5. Conclusion
Completely opposing MYBA—i.e., not using the standard contract at all—is difficult in practice because the market is, in effect, dominated by it. The chance of reaching enough interested parties without MYBA is low unless you have a very strong USP or already maintain your own large network.
A better approach:
- Bypass MYBA if circumstances allow.
- If not, use the MYBA contract but negotiate as many critical points for you as possible in an addendum.
- Inform sub-brokers: They are more likely to accept a MYBA addendum than a completely unfamiliar contract.
- Carefully weigh the apparent “freedom” of having your own contract against the practical advantages (exposure, network, market access) offered by an established standard.
If you approach the matter clearly and well-prepared, you can at least mitigate the worst disadvantages for owners without completely cutting yourself off from the major industry structures. I always recommend negotiating strategically and aiming for at least a more favorable addendum in your favor. But the premise is that the other part is open for the matter.
Lesen Sie dazu die beiden Detail-Artikel