Malta: “costly, bureaucratic and frustrating” – nur noch, wenn unvermeidlich

Wir sind seit gut 11 Jahren in Malta aktiv und habe eine Fülle von Yacht-Projekten in und über Malta abgewickelt und betreut, vor allem im vor 2018 möglichen “Malta-Lease”.

In den Jahren bis 2018 war es möglich, in Malta ein effizientes Geschäft mit überschaubarer Bürokratie und klar budgetierbaren Kosten aufzubauen und zu verwalten.

Dann kamen die politischen Probleme, der Journalisten-Mord, die Panama-Papers mit Bezügen zu höchsten politischen Kreisen in Malta, massive journalistische Investigationen und in Folge der ganzen Verwerfungen und auf Malta gerichteten Scheinwerfer eine Reihe von EU-Infringements, die Malta in die Knie zwangen und vor allem das Malta-Lease als Einnahmenquelle und sprudelnde Förderung des maritimen Geschäfts auf der Insel ersatzlos zur Strecke brachten.

Seither sucht Malta sein Heil im anderen Extrem: Overcompliance! Der Aufwand an Zeit und Kosten hat sich gegenüber vor fünf Jahren gemessen, verfünffacht. Formalien über alles und ein unerträgliches informatorisches “Ausziehen” der Handelnden weit über übliche Anforderungen nach GWG und KYC hinaus.

Und seither fehlt Malta nicht nur ein maritimer USP.

Malta killt sich momentan mit einer Bürokratie und Compliance, die schlicht unerträglich und nicht finanzierbar ist.

Die Berater vor Ort versuchen offensichtlich mangels produktiver Geschäfte mit dem Compliance-Aufwand Geld zu machen und generiere sich gerade nicht als Helfer gegen die Bürokratie, sondern sie satteln ihre neuen Geschäftsmodelle gerade darauf auf.

Ich las gerade eine Stellungnahme eines dortigen Startup-CEO, der Malta nur noch als “costly, bureaucratic and frustrating” beschreibt, was unseren Erfahrungen der letzten 4-5 Jahre entspricht. Malta hat eine höchst aufwändige, formelle und schwerfällige Compliance aufgebaut, die jeden Unternehmer oder dessen Berater und Vertreter einen enormen Aufwand, zeitlich wirtschaftlich und persönlich abverlangt.

“Running a start-up in Malta is like dipping a chicken drumstick into a pool of piranhas. You end up spending so much on accountants, lawyers, auditors and annual fees that you eat into your production or marketing budget.”

Gerade erlebten wir wieder beispielhaft folgenden Fall:

Für eine Reederei-Gesellschaft wird vom MBR am 6. Juni 2022 eine Betriebsprüfung anberaumt. Der Bescheid geht am 13. Juni erst zu, setzt aber eine Frist zum 14. Juni 2022 mit der Forderung, in einem internationalen Unternehmensgeflecht innerhalb von einem Tag folgende Dokumente vorzubereiten und unter Androhung einer sofortigen Penalty von 10.000 € (!) bei Verzug vorzulegen:

A.         Documentation required for the Company

  • Organogram I group structure detailing all layers and beneficial ownership interest
  • Entity organisational chart certified as true and correct by a director/s vested with legal responsibility (to be submitted only when SMO/s are reported in the BO forms) –
  • Brief overview of nature of business entity
  • Beneficial Owners Register
  • Resolution / Minutes of the Shareholders and Directors meetings
  • Any Dividend Warrants
  • Details of banking arrangements held by entity including name of bank, facilities held and authorized bank representatives and signatories
  • Copy of Passport/ ID Card of the Beneficial Owners / Senior Managing Officials
  • Details of multiple citizenship that may be held by a BO
  • Curriculum Vitae/ Resume of Beneficial Owners/ Senior Managing Officials
  • Declarations by the Beneficial Owners/ Senior Managing Officials (if any)

B.         Documentation required for each layer in the structure of ownership (including the Company)

  • Register of Members
  • Share Certificates –
  • Share Register –
  • Memorandum & Articles of Association (or equivalent)
  • Share transfer agreements (if any)
  • Agreements with the beneficial owners / Senior Managing Officials (Service agreement and / or Fiduciary agreement or Trust Deed (in case there is a Trust)
  • Fiduciary declarations (in case the sample includes a fiduciary relationship)
  • In case of Trusts, any ‘Letter of Wishes’ which might be in place
  • Certificates of incorporation
  • Details of any powers of attorney issued
  • Details of bearer shares or promise of sale agreements (for shares) in existence
  • Where no bearer shares exist, a declaration from the director/s vested with legal re­sponsibility
  • Any other document which verifies the links between the indirect companies and the beneficial owners/ Senior Managing Officials and for all the shareholders.

C.        Documentation required for each layer in the structure of ownership

  • Register of Members
  • Share Certificates
  • Share Register
  • Memorandum & Articles of Association (or equivalent)
  • Share transfer agreements (if any)
  • Agreements with the beneficial owners / Senior Managing Officials (Service agreement and / or Fiduciary agreement or Trust Deed (in case there is a Trust)
  • Fiduciary declarations (in case the sample includes a fiduciary relationship)
  • In case of Trusts, any ‘Letter of Wishes’ which might be in place
  • Certificates of incorporation
  • Details of any powers of attorney issued
  • Details of bearer shares or promise of sale agreements (for shares) in existence
  • Where no bearer shares exist, a declaration from the director/s vested with legal re­sponsibility
  • Any other document which verifies the links between the indirect companies and the beneficial owners/ Senior Managing Officials and for all the shareholders.

Wir haben dann mit allen Kontakten und Kräften eine immer noch völlig unpassende Verlängerung bis 17.6. geschafft und dann in einer Task Force alle Dokumente geprüft und zusammengestellt, um die Strafe zu vermeiden. Unmöglich, unangemessen und praxisfremd, als hätten alle Beteiligten nichts anderes zu tun, unter absurden Fristen alles stehen und liegen zu lassen, um diesem fiesen Spiel zu genügen, das man Klienten kaum noch erklären kann. Zumutbarkeit und Fairness sehen anders aus.

Neben den Behörden sind aber auch viele Dienstleister das Problem. Nicht einmal Anwälte und Steuerberater verstehen sich als in erster Linie die Interessensvertreter ihrer Mandanten, sondern eher als Sachwalter der Behörden. Keine Konfrontation. Keine Reibung in den eigenen Reihen. Das System schützt sich selbst. Der Mandant (von draußen) ist immer der Gegenspieler. Dabei gilt: “Pay before Service”.

Für uns ist Malta daher keine Empfehlung mehr und wir vermeiden soweit möglich neue Strukturen dort aufzusetzen und zu verwalten. Die bestehenden verursachen Aufwand genug, vor allem in der laufenden Compliance.

Appelle and die Regierung verhallen ohne Ergebnis. The game is over…

Wir fokussieren uns seit 2018 auf bessere Alternativen und Lösungen.

Hinweis: Demnächst werde ich über unsere aktuellen Erfahrungen in einem Schadensersatzprozess vor dem ordentlichen Gericht in Malta berichten, der sich als prozessualer und kostenintensiver Albtraum entwickelt. Mein Fazit: Hände weg vor Malta-Recht und Gerichtsstand Malta wenn immer vermeidbar.

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